Album der Woche Rikas – eine Band zwischen Leichtigkeit und Sehnsucht

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Vier Freunde seit Jugendzeiten machen zusammen Musik. Sie nennen sich Rikas. Von einer Hütte auf der Schwäbischen Alb hat sie ihr Weg mittlerweile bis nach Los Angeles geführt.

Albumcover: Rikas: Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet
Bild: Nettwerk
Albumcover: Rikas: Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet

So klingt "Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet" von Rikas

So klingt "Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet" von Rikas

Bild: Nettwerk

Gewinnen Sie das Vinyl-Album "Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet" von Rikas

"Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet" heißt das mittlerweile zweite Studioalbum der vier Jungs aus dem Stuttgarter Raum, welches am 7. Februar erschienen ist. Hinter dem leicht sperrigen Albumtitel tut sich eine zwölf Tracks umfassende luftige Songsammlung auf, die voller Geschichten und Sehnsüchte steckt. Doch es ist eine nur scheinbare Unkompliziertheit, welche die mittlerweile nach Berlin umgezogene Band vermittelt. Denn hinter der heiteren Fassade ihrer sonnigen Songs verbirgt sich eine gehörige Portion Nachdenklichkeit.

Unser Bandname kommt von unserem Spirit Animal, könnte man sagen.

Sascha Scherer

Im Gespräch mit Bremen Eins lüften Sänger und Bassist Sam Baisch sowie Keyboarder und Sänger Sascha Scherer den Schleier, der über der Band und ihrem neuen Album hängt. Gegründet wurde das Quartett schon in der Schulzeit. Die Anfänge machten Sam am Bass und Ferdinand Hübner am Schlagzeug. Die beiden kennen sich bereits aus dem Kindergarten und gründeten ihre erste "Spaßband" bereits mit acht oder neun Jahren. Gitarrist Chris Ronge komplettiert das Line-up von Rikas. Ihren Bandnamen haben sich die vier nach einer Hündin namens Rika gegeben. Sie sei ihr Spirit Animal, erzählt Sascha Scherer. Denn bei der Familie ihres Drummers konnten sie proben. Für die Hündin war das zu laut, aber in den Pausen durfte sie dann die Bandmitglieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Aus der einen Rika wurden dann für den Bandnamen einfach vier Rikas. 

Manchmal, wenn wir Musik schreiben und es ist dann so ein leeres Blatt Papier, ist es irgendwie schwierig, sich zu inspirieren. Und deswegen sind Filme immer wichtig für uns.

Sam Baisch

Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass Rikas ihr Debütalbum "Showtime" herausgebracht haben. Die Zwischenzeit haben sie allerdings mit diversen EPs überbrückt, waren viel auf Tour, haben dabei viele Länder bereist und eine Menge Musik geschrieben. Um sich für ihr neues Album "Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet" in Fahrt zu bringen, haben Rikas beim Songwriting Filme im Hintergrund laufen lassen – allerdings ohne Ton. Diesen Soundtrack aus Bildern hätten sie für die Vorstellung gebraucht, jemand würde ihre Songs einmal für seinen eigenen Film als Soundtrack auswählen, berichtet Sam Baisch. Viel Wim Wenders hätten sie laufenlassen, etwa "Paris, Texas" oder "Perfect Days", denn die Ästhetik dieser filmischen Bilder hätte sie inspiriert.

Eigentlich ist es so ein Blick nach innen, also, dass man versucht, irgendwie mit sich selber zu reflektieren.

Sam Baisch
Rikas
Bild: Lisa Nguyen

Für ihr aktuelles Album haben die vier Musiker ihren Blick nach innen gerichtet und die Erlebnisse und Erfahrungen von ihren gemeinsamen Konzertreisen Revue passieren lassen. Die Fragen, die sie auf Tour gesammelt hätten, wollten sie sich nun selber stellen, gibt Sascha Scherer nachdenklich zu Protokoll. Unterstützung beim Songwriting bekamen sie vom Amsterdamer Musiker und Produzenten Benny Sings sowie von Daniel Schaub, mit dem zusammen Rikas ihr Album in den legendären Berliner Hansa Studios produziert haben. Einige Tracks sind in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Musiker und Produzenten Jonathan Rado in Los Angeles entstanden. Das Songwriting verläuft bei Rikas auf Augenhöhe, alle vier Bandmitglieder bringen ihre Ideen ein. Deshalb verläuft der Entstehungsprozess neuer Songs durchaus unterschiedlich, die Möglichkeiten von einer mitgebrachten Skizze zum fertigen Titel sind dementsprechend vielfältig.

Egal, ob wir auf der Schwäbischen Alb in irgendeiner Hütte oder eben in L.A. im Studio, egal, wo wir Songs schreiben, es schwingt immer eine gewisse Sehnsucht mit.

Sascha Scherer

In diesem musikalischen Roadmovie, welches Rikas mit ihrem "Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet" aufziehen, geht es in der Tat ums Fahren, ums Reisen und ums Herumträumen auf langer Strecke. Bei all dem schwinge immer eine gewisse Sehnsucht mit. Unabhängig davon, ob ihre Songs nun in einer Hütte auf der Schwäbischen Alb oder in der Metropole Los Angeles entstanden sind, erläutert Sascha Scherer. In ihren Anfängen hätten sie unbedingt aus ihrer "kleinen Einöde" Stuttgart herausgewollt und hätten gerade darum sehnsuchtsvolle Musik geschrieben und sich dadurch weggeträumt. Diese Sehnsucht ist geblieben, auch wenn die vier sich aus ihrem ursprünglichen Dunstkreis schon längst in die weite Welt begeben haben. Trotz ihrer Weltenbummelei sei ihre Sehnsucht nicht verloren gegangen und präge nun auch ihr neues Album, bekräftigt Sascha.

Ich finde, eigentlich passt Sunshine-Pop immer noch ganz gut.

Sam Baisch
Rikas
Bild: Lisa Nguyen

Eine weitere Sehnsucht scheint Rikas umzutreiben, nämlich die nach den 80ern. Von ihren Outfits, die sie in ihren in Ligurien mit Retro-Charme gedrehten Videos in Szene setzen, über den Bandklang, in welchem sie Indie mit Sounds der 80er-Jahre verschmelzen, bis hin zu den Toy-Instruments, mit denen sie den Schlusstrack "It’s A Beautiful World (When I’m On My Own)" gestalten – alles wird von einer sanften Brise der ausgehenden 70er und frühen 80er durchweht. Da gibt es dann auch Dsico-Anklänge und Funk-Spuren wie in "Just Like Ice Cream". Die Rikas-Single "Where Do You Go?" verströmt gar die Vibes des 1983er-Hits der Pointer Sisters "Jump (For My Love)". Yacht Rock werfen Sam und Sascha in den Ring, also dieses Cabrio-Feeling von Leichtigkeit, Lässigkeit, Sonnenschein und lauem Lüftchen. Mit dem Begriff Sunshine-Pop bringt Sam Baisch es auf den Punkt, nachdem Rikas zuvor schon als "schwäbische Beach Boys" oder unter dem Begriff "Jungle Pop" verbucht worden waren.   

Unser Sound versucht, uns selbst und Menschen in Watte zu packen und mit einem guten Gefühl nach Hause zu schicken.

Sascha Scherer

Diese gewisse Leichtigkeit, die Sommer, Sonne und südliches Flair mit sich bringen, wollten Rikas zusätzlich noch in Watte packen, wie Sascha Scherer es ausdrückt. Sie wollen die Leute mit einem guten Gefühl nach Hause schicken und sich selbst dabei ebenso wohlfühlen. Allerdings, auch wenn ihr Sound sehr "happy" klinge, so seien ihre Songtexte dennoch nicht nur locker-flockige Sonnengesänge, betont Sam. In "Where Do You Go?" beispielsweise gehe es auch um das Fremdeln mit der Welt, in welcher man sich gerade befinde. Angesichts der Verwerfungen, die die Welt zurzeit erschüttern, fehle einem doch der innere Kompass. Unterm Strich seien Rikas einfach vier Freunde, die es lieben, gemeinsam Musik zu machen und dabei all das Schreckliche vergessen zu können.

Auch wenn's mal witzig wird, sollte es nie zu parodistisch oder albern werden. Ja, es sollte die verschiedenen Nuancen des Lebens aufzeigen.

Sascha Scherer
Rikas
Bild: Lisa Nguyen

Eine Portion Humor und Selbstironie gehören zum Claim, den Rikas mit ihrer Musik abstecken, dazu. In ihren Videos inszenieren sie sich als durch den Alltag driftende Individuen, die mal bewusst aufeinandertreffen, mal mehr nebeneinander her als miteinander agieren. Dabei deuten sie Geschichten wie die im 2007 viral gegangenen Video eines sturzbetrunkenen David Hasselhoff im Kampf mit einem Hamburger um. Den mit seinem Burger ringenden Star haben Rikas in einen von Liebeskummer durchgeschüttelten jungen Mann, der sich lustlos durch sein Fast Food quält, verwandelt. Es ist aber mehr Augenzwinkern als platte Parodie, denn albern wollen Rikas niemals sein, betont Sascha. Es gehe ihnen in ihren Songs um die feinen Nuancen des Lebens – und die können, wie man weiß, leicht verfließen.

Unsere Band ist eine Art Zuflucht, aber wir möchten trotzdem nicht zu desillusioniert wirken.

Sascha Scherer

Rikas möchten mit ihren Songs sich und ihrem Publikum einfach eine gute Zeit bieten. Entspannt, lässig, sehnsuchtsvoll, aber keinesfalls platt und banal. Ihre Band sei für sie alle eine Art Zuflucht, bekennt Sascha Scherer. Also fahren die vier Musiker aus dem Ländle mit ihrem musikalischen Cabrio durch die sonnige Landschaft ihres "Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet", getrieben von einer Sehnsucht, deren Ursache sie vielleicht noch gar nicht so richtig gefunden haben. Macht nichts, denn solche kleinen, bittersüßen Sehnsüchte können wir in diesen Zeiten doch gut gebrauchen.

Rikas

Interview Rikas

Vier Freunde seit Jugendzeiten machen zusammen Musik. Sie nennen sich Rikas.

Bild: Lisa Nguyen

Rikas - Soundtrack For A Movie That Has Not Been Written Yet
Rikas/Nettwerk Music Group
EAN: 0067003157650
VÖ: 07.02.2025

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Das Gewinnspiel endet am 14. Februar 2024.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 10. Februar 2025, 14:40 Uhr

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