Der große Boss-Abend Bruce Springsteen wird 75!
Der Boss wird 75 Jahre und wir feiern seinen Geburtstag mit einer Sondersendung im Radio am 23. September ab 20 Uhr!
Eine kleine musikalische Zeitreise gibt es hier schon einmal:
7,5 Songs für 7,5 Jahrzehnte mit dem "Boss" – der Sound seines Lebens!
Eine Jeansjacke, locker um die Hüften gebunden. Ein weißes Shirt, die Ärmel hochgekrempelt. Eine leicht zerschlissene Jeans. Stone washed. Marke "Levi's". Und natürlich: Das rote Bandana! Es gibt wohl kaum einen Boss, der solch ein bodenständiges Erscheinungsbild hat, dass er auf den ersten Blick auch als Angestellter durchgehen würde. Bruce Frederick Joseph Springsteen: Singende Stimme der amerikanischen Arbeiterklasse, begnadeter Stadionrocker und Geschichtenerzähler. Ein "hard working American", der die Angewohnheit hat, so lange Gigs zu spielen, dass er sich von Musikerkollege Paul McCartney anhören muss, er habe Live-Shows "für alle ruiniert". Seine Fans dürften das anders sehen. Wir blicken in 7,5 Songs auf 75 Jahre seines Lebens zurück und sagen: Happy Birthday, Boss!
1 Song: Growin‘ Up
"With my gear set stubborn on standing, I broke all the rules, Strafed my old high school, Never once gave thought to landing"
23. September 1949. In Long Branch, New Jersey, kommt Bruce Frederick Joseph Springsteen zur Welt. Er wächst in einfachen Verhältnissen auf: Seine italienische Mutter Adele arbeitet als Anwaltsgehilfin, sein irisch-niederländischer Vater Douglas steht bei Ford am Band. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist schwierig. In seiner Biografie "Born To Run" beschreibt Bruce seinen Vater als trinkenden, rassistischen Choleriker. Seine Mutter wiederum ist streng katholisch und hält unumstößlich zu ihrem Ehemann. Da beide arbeiten, verbringt Bruce als Kind viel Zeit bei seinen Großeltern. Als vorerst einziger Enkel genießt der kleine Bruce eine gewisse Narrenfreiheit. Kaum Regeln, keine Konsequenzen. Er selbst beschreibt es als "terrible freedom".
2 Song: Baby I (The Castiles)
"'Cause I got someone new, Somebody better than you, Somebody who'll be true, Somebody better than you"
1964 ist Bruce ist 15 Jahre alt, geht auf die High-School und hat inzwischen eine jüngere Schwester, Virginia. Als eines Tages ihr Freund George Theiss zu Besuch kommt, hört er, wie Bruce im Nebenzimmer Gitarre spielt. Prompt fragt er ihn, ob er nicht Lead-Gitarrist seiner neuen Band werden möchte. Gemeinsam mit zwei weiteren Schülern bilden sie ein Jahr später "The Castiles". Drei Jahre lang können sich die Castiles mit Auftritten bei High-School-Partys, Supermarkteröffnungen und kleinen Clubs oder Cafés über Wasser halten. Während ihres dreijährigen Bestehens nehmen sie zwei selbstgeschriebene Songs auf. Der allererste: "Baby I", geschrieben von Bruce Springsteen und George Theiss. Der Song wird 2016 auf dem Springsteen-Album "Chapter And Verse" veröffentlicht.
3 Song: Born In The USA
"Got in a little hometown jam, So they put a rifle in my hand, Sent me off to a foreign land, To go and kill the yellow man""
Als junger Amerikaner der sechziger Jahre bekommt Bruce mit, wie viele Männer es nicht lebend aus Vietnam herausschaffen. Als er 19 Jahre alt ist, wird er selbst zum Militärdienst einberufen. Für Bruce steht fest: "I ain't goin‘". Bei der Musterung gibt er sich Mühe untauglich zu wirken. Fragen beantwortet er absichtlich falsch, täuscht sogar einen LSD-Rausch vor. Doch obwohl er nie zum Dienst antreten muss, spült der Krieg das Elend bis direkt vor seine Haustür: Ein frühes Mitglied der Castiles, der Drummer Bart Haynes, stirbt im Oktober 1967 in Vietnam. Bis heute fragt Bruce sich, wer wohl den Platz in der Army eingenommen hat, der eigentlich für ihn bestimmt gewesen war. In seinem wohl bekanntesten Hit "Born In The USA" von 1984 kritisiert er den achtlosen Umgang mit Vietnam-Veteranen.
4 Song: Mary Queen Of Arkansas
"But I know a place, Where we can go, Mary, Where I can get a good job, And start out all over again clean"
Noch vor dem großen Durchbruch hat Bruce schon einige Band-Projekte hinter sich gelassen. Nachdem er mit den Castiles seine ersten Bühnenerfahrungen gesammelt hat, gründet er vier weitere Bands: "Earth", "Child" (später "Steel Mill"), die "Bruce Springsteen Band" und "Dr. Zoom and the Sonic Boom". Der erhoffte Erfolg bleibt aber aus. Anfang der 70er Jahre fasst Bruce deshalb den Entschluss, als Solo-Künstler durchzustarten. Sein Manager Mike Appel organisiert für ihn im Dezember 1972 einen Termin zum Vorspielen bei Columbia Records. Bruce kann den Label-Chef mit seinen selbstgeschriebenen Songs überzeugen. 1973 erscheint sein Debüt-Album "Greetings From Asbury Park, N.J.".
5 Song: The E Street Shuffle
"Dressed in snakeskin suits packed with Detroit muscle, They're doing the E Street Shuffle"
Der Frontmann einer Band steht meist im Fokus – klar. Das liegt in der Natur der Sache. Trotzdem ist die nachhaltige Karriere des "Bosses" ohne seine "E Street Band" wohl undenkbar. In ihrer ursprünglichen Besetzung existiert sie schon 1972 und besteht in Teilen aus Kollegen früherer Band-Projekte. Gemeinsam spielen sie das Debüt-Album "Greetings From Asbury Park, N.J." ein. Ab 1974 tritt die Truppe um Bruce offiziell als "E Street Band" auf. Der Name leitet sich von der Straße ab, in der Keyboarder David Sancious aufgewachsen ist. In der Garage seiner Mutter darf die "E Street Band" hin und wieder proben. Seit 2014 hat die "E Street Band" ihren Platz in der "Rock and Roll Hall of Fame". Die Laudatio gibt es – wie sollte es auch anders sein – von ihrem "Boss".
6 Song: Born To Run
"We're gonna get to that place, Where we really wanna go and we'll walk in the sun, But 'til then, tramps like us, Baby, we were born to run"
Bevor Bruce mit dem Album "Born To Run" seinen ersten kommerziellen Erfolg feiern kann, hat er schon zwei Alben veröffentlicht. Sein Debüt "Greetings From Asbury Park, N.J." und den Nachfolger "The Wild, The Innocent & The E Street Shuffle". Beide Alben kommen eher mäßig an. Bruce steht deshalb unter großem Druck, abzuliefern. Die Plattenfirma erwartet mehr vom "neuen Bob Dylan", wie sie ihn anfangs euphorisch nennen. Zwei Jahre lang arbeitet Bruce an seinem dritten Album, bis es dann 1975 endlich veröffentlicht wird. Die Mühe lohnt sich: Ganze sieben Top 10-Singles bringt das Album hervor – und das allein in Amerika! Dabei ist der gleichnamige Titelsong des Albums ist einer seiner größten Hits. "Born To Run" beschreibt das Streben danach, "anzukommen" und ein gutes Leben mit jemandem zu teilen, den man liebt.
7 Song: Letter To You
"I took all the sunshine and rain, All my happiness and all my pain, The dark evening stars, And the morning sky of blue, And I sent it in my letter to you"
Eines ist klar: Der "Boss" denkt gar nicht daran, aufzuhören. Aktuell ist er noch auf großer Welttournee mit seiner E Street Band. Die Konzerttermine reichen bis ins nächste Jahr. Auch wenn gesundheitliche Probleme ihn ab und zu zu einer kleinen Pause zwingen – der "Boss" steht pro Konzert noch immer 3-4 Stunden auf der Bühne. Fans können auch einen Blick hinter die Kulissen werfen: Eine Dokumentation über die aktuelle Tour mit dem Titel "Road Diary: Bruce Springsteen and The E Street Band" soll demnächst bei dem Streamingdienst Disney+ zu sehen sein. Der Schaffensprozess zu seinem von Kritikern gefeierten Album "Nebraska" aus dem Jahr 1982 soll sogar verfilmt werden!
8 7,5. "Songs zum Teilen"
Was haben die Songs "Blinded By The Light", "Fire" und "Because The Night" gemeinsam?
Sie alle stammen tatsächlich aus der Feder des "Bosses". Auch wenn der sich inzwischen keine Sorgen mehr machen muss, dass sein Output nicht hitverdächtig genug ist – es gab auch Zeiten, in denen das anders war. Ursprünglich hatte Bruce diese Songs nämlich für sich selbst geschrieben. "Blinded By The Light" ist ein Song vom Debüt-Album "Greetings From Asbury Park, N.J.". Zum Hit wurde der Song aber erst 1976 durch die Cover-Version der Mannfred Mann's Earth Band. Ungefähr zur gleichen Zeit hat Bruce auch den Song "Because The Night" geschrieben, der später Patti Smith's größter Hit werden sollte. Der Song "Fire", der den Pointer Sisters 1978 ihre erste Gold-Single einbrachte, ist ebenfalls ein Springsteen-Original.
Autorin: Melissa Kunkel