Auf ein Wort Es gibt trotz Leid etwas Stärkeres
Standdatum: 8. September 2024.
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Im Baltikum hat Nathalie Jelen erfahren, wie sehr Menschen unter Diktaturen gelitten haben. Doch sie glaubt, dass Gottes Zuspruch stärker ist als das Unrecht.
Im August habe ich Estland, Lettland und Litauen besucht. Eigentlich wollte ich Städte kennenlernen, die Natur genießen, mich treiben lassen und einfach nur entspannen. Die täglichen Nachrichten von Gewalt und Machtgebaren sollten in den Hintergrund rücken. Doch sie holten mich schneller ein, als mir lieb war. Sie begegneten mir auf meiner Reise durch die baltischen Staaten immer wieder. Die Menschen haben auch hier viel Leid erlitten. Die Ausmaße waren mir nicht bewusst.
An das Leid erinnerten die Gedenk- und Feiertage, die Ende August zum Teil in den Innenstädten begangen wurden. Einheimische Touristenführer erzählten davon. Und das lettische Okkupationsmuseum erinnert eindrücklich an das, was in der Sowjetunion und im Nationalsozialismus zwischen 1940 und 1991 geschehen ist. Ich sehe mich kopfschüttelnd und fragend: Warum? Warum so viele Menschen, warum an so vielen Orten? Warum, immer wieder, wenn auch auf unterschiedliche Weise?
Beim Gang durch das Okkupationsmuseum merke ich, wie es heller wird. Auch im Gedenken, Feiern und Erzählen nehme ich wahr, dass da etwas ist, das stärker ist. Etwas, das die Menschen trägt. Etwas, das ihnen Zuversicht gibt, durchzuhalten, weiterzumachen. Ein unbändiger Wille nach Leben.
Von diesem unbändigen Willen erzählen auch biblische Geschichten. Und sie enthalten auch immer wieder Zuspruch, wie in dem Ausschnitt aus dem Buch Jesaja, der heute in der katholischen Leseordnung dran ist:
Sagt den Verzagten: Seid stark,
fürchtet euch nicht!
Dann werden die Augen der Blinden aufgetan
und die Ohren der Tauben werden geöffnet.
Dann springt der Lahme wie ein Hirsch
und die Zunge des Stummen frohlockt …
(Jesaja 35, 4-6a)
Soweit die Bibelstelle. Es macht mich dankbar und stärkt mich, um Gottes Zuspruch an uns Menschen zu wissen. Immer wieder darf ich erleben, dass er auch heute, wenn das Schwere und Dunkle im Leben überhandnimmt, trägt, Zuversicht gibt und Leben schenkt.