Auf ein Wort Offen für das Leben

"Barfuss und wild leben" – Pastorin Anja Bär nimmt an einem besonderen christlichen Projekt teil, das ungewöhnlich klingt, aber tiefe spirituelle Einsichten vermitteln kann.

Barfuss und wild leben. Das hat mich angesprochen. In diesem Jahr feiere ich darum in den 7 Wochen vor Ostern die Eremos-Wochen mit.

Eremos ist die wilde, ursprüngliche Natur. Ein Bereich außerhalb meiner Komfortzone. Und "Barfuß und wild" heißt das christliche Projekt, dem ich mich in diesen Wochen angeschlossen habe. "Schwarzbrot-Spiritualität" wird mir dort ans Herz gelegt. Sich Zeit zu nehmen, Fragen des Lebens tief für sich durchzukauen.

Barfuss und wild. Ich bin herausgefordert, meine Komfortzone zu verlassen. Stattdessen begebe ich mich auf die Suche nach dem, was mich ursprünglich ausmacht. Wer bin ich, wenn all das, was mein Alltagsleben ausmacht, nicht da ist? Wenn meine Familie, meine Freunde, meine Berufung nicht da sind?

Es ist Ende der vierten Eremos-Woche. Die Herausforderung in dieser Woche: Öffne dich für das Leben.

Nun ist schon April und um mich her zwitschert und singt es den ganzen Tag. Leben pur gewissermaßen. Nach vielen Wochen der Stille, des Schweigens ist das Leben zurückgekehrt. Viele Vögel nisten schon, die ersten Feuerwanzen haben sich miteinander verbunden. Es ist also nicht so schwer, sich für das Leben zu öffnen.

Eine wichtige Erkenntnis macht sich in mir breit: Ohne die Stille und das Schweigen vorher würde ich vermutlich dieses lautstarke Leben nicht wahrnehmen. Ohne die Herausforderung der ersten sehr stillen Eremos-Wochen wäre ich vielleicht nicht bereit, das Leben mit offenen Armen zu empfangen.

Wir leben in aufregenden Zeiten. Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der das bestreitet. So viele Informationen und Nachrichten strömen auf mich ein. Ich muss mich zwingen, nur noch einmal am Tag Nachrichten zu konsumieren. Ich gehe sonst kaputt.

In einer Meditation meiner Gemeinschaft werde ich eingeladen, die vielen Informationen einmal links liegen zu lassen. Öffne die Augen, sieh die erwachende Schönheit um dich her. Öffne die Ohren und lausche dem Gesang des kleinen frechen Rotkehlchens. Es hat den Garten mit Beschlag belegt. Hier ist sein Reich und du darfst Teil davon sein. Öffne dich, atme tief ein und spüre das Leben.

In zwei Wochen ist Ostern – das Fest des Lebens. Zeit, sich dem Leben zu öffnen. Mir tut das sehr gut. www.barfuss-und-wild.de