Auf ein Wort Die größte Zumutung überhaupt
Standdatum: 20. April 2025.
Die größte Zumutung überhaupt
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Ostern widerspricht dem Augenschein, dass Gewalt und Tod am Ende das letzte Wort haben könnten, ist Pastoralreferent Klaus Hagedorn überzeugt.
Das, woran Christen heute an Ostern erinnern, ist die größte Zumutung und zugleich die größte Hoffnungserzählung von Menschen: die Erzählung von der Auferstehung Jesu und der Auferweckung aus dem Tod. Es ist die radikalste Vorstellung, dass die Vision vom Reich Gottes recht bekommt. Recht haben die Schwächsten, die gelitten haben, gestorben sind und nicht geglaubt haben, dass das Reich Gottes nur ein Hirngespinst ist. Recht haben jene, die unentwegt an Gerechtigkeit und Frieden zwischen Menschen glauben, darauf hoffen und dafür arbeiten.
Ostern widerspricht dem Augenschein, dass Gewalt und Tod am Ende das letzte Wort haben könnten. Für uns wäre das eine unerträgliche Vorstellung. Denn uns treibt die unstillbare Sehnsucht nach mehr Gerechtigkeit und Frieden.
Ich höre die Ostererzählung als Schlüsselgeschichte, die ermutigt zur Zuversicht. Sie öffnet angesichts menschlichen Leids und allgegenwärtiger Not meiner Sehnsucht den Raum, damit ich ins Handeln komme.
Dabei denke ich an ein italienisches Bergdorf im bettelarmen Kalabrien. Was da passiert, ist für mich eine Ostergeschichte. Es ist ein Dorf mit Häusern, aber ohne Menschen. Die meisten sind vor Jahrzehnten abgewandert – auf der Suche nach einem besseren Leben und wegen der Mafia. Der Bürgermeister hat auf die Abwanderung reagiert wie kaum jemand sonst. Er holte über das Mittelmeer Geflüchtete ins Dorf, gab ihnen Arbeit und verpflichtete sie dafür, die verfallenen Häuser zu renovieren.
Alte Gewerke erwachten zu neuem Leben: Glasmanufaktur und Stickerei, Schreinerwerkstatt, Ölmühle und Weberei. Terrassengärten wurden neu angelegt, damit sich das Dorf selbst versorgt. So blühte das Dorf wieder auf.
Doch dafür setzten Staat und Mafia den Bürgermeister unter Druck. Die Rechtspopulisten unter Matteo Salvini strengten gegen ihn ein Verfahren wegen Korruption an – mit 56 Anklagepunkten. In zweiter Instanz wurde er schließlich freigesprochen und ist seit Juni 2024 wieder Bürgermeister. Ein Mensch mit Zuversicht, der Geflüchtete nicht als Problem, sondern als Chance ansieht. Eine Ostergeschichte unserer Tage!